SFBRS 2006: Bahnrennen in Oerlikon

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Für einmal musste man sich wegen dem Wetter keine allzu grossen Sorgen machen, trotz April und morgigem Sechseläuten Kinderumzug. Die Radrennbahn Oerlikon präsentierte sich in ihren alten Pracht, als wir um 10:45 durch den Tunnel den Innenraum betraten. Einige der 20 angemeldeten Fahrerinnen und Fahrer aus Deutschland, Frankreich Osterreich und der Schweiz (ja es gibt noch welCHe) waren schon dabei, ihre Fahrzeuge vorzubereiten, während ich den grossen Krug mit Kaffee und die frischen Gipfeli auf den Tisch stellte. Getränke und Früchte gesellten sich später dazu.

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Unser RaceCom-Mitglied Walter Berger schickte sich sogleich an, die 45 Grad steile Kurve zu erklimmen und mit einem Besen die Bahn von dem zu befreien, was die Natur und einige ihrer aufrecht gehenden Repräsentanten so im Verlaufe eines halben Jahres hinterlassen haben (spätestens seit Orwells Animal Farm wissen wir, dass auch Schweine auf 2 Beinen gehen können). Da die offizielle Rennsaison erst ab Mai beginnt, waren wir in diesem Jahr tatsächlich die ersten, die ein Rennen austragen durften -und das verpflichtet...


die 4000-Meter-Verfolgung

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Pünktlich um 12:37 war es dann soweit: der Rennleiter, el Presidente Jürg Zryd in der Mitte des Innenraumes war instruiert, und auch die insgesamt vier ZeitnehmerInnen (Regula Birkenstock zusammen mit Rolf Kislat auf der Zielgeraden und Christian Precht mit Wolfgang (..ein netter Zuschauer der sich durch sein offensichtliches Fachwissen für den Job empfahl) auf der Gegengeraden waren auch bereit für die 4000-Meter-Verfolgung. Das Wort Verfolgung bezieht sich übrigens nicht, wie man fälschlicherweise annehmen könnte, auf eine sportlich motivierte Unterdrückung von Minderheiten, ganz im Gegenteil: alle mussten sie fahren und man verfolgte sich ganz passend zum Frühling gleich paarweise; -grausam wurde es trotzdem!

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Als ich in der zweitletzten Paarung gegen Walter Berger starte, hatte ich zwei Ziele: Ihn einzuholen und die anlässlich der Schweizermeisterschaft 2005 vom Elitefahrer Franco Marvulli "vorgelegte" Zeit von 4:48.35 zu unterbieten. "Auf eure Plätze, fertig, loooos" tönte es aus der Mitte. Nur nicht zu schnell angehen. 54, 55, 56 und nun möglichst lang das Tempo halten. Nach ca. 8 Runden sah ich Walter vor mir; der Hammermann schien sich seiner anzunehemen. Ich konnte Walter relativ problemlos überholen und kam auf eine Zeit um 4:36. In der letzten Paarung besiegte der amtierende Schweizermeister Jürg Birkenstock Thomas Schott...und die Zeit? Regulas Freudenschrei weckte mich aus meinen vermeintlichen Siegesträumen: 4:33.65


das Stundenrennen

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Aufgrund der Resultate in der Verfolgung wurden fürs abschliessende Stundenrennen zwei Gruppen gebildet. Leider mussten wir den Lauf der schwächeren Gruppe infolge Verspätung auf 30 Minuten verkürzen. Trotzdem entwickelte sich ein äusserst spannendes Rennen, das wir als Rudenzähler von der Tribüne aus verfolgten.

 

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Meine Favoritin auf den Sieg, Rosmarie Bühler, die noch einen kleinen Trainingsrückstand (nicht im Schneeschaufeln, sondern im Liegeradfahren) hat, fuhr in der Spitzengruppe bestehend aus ihr, Frederic Ducommun, und Pierre Morin. Frederic, der sich auf dem ehemaligen M5 von Marc Tauss wohlzufühlen scheint, konnte mit einer kontinuierlichen Tempoverschärfung schliesslich das Rennen vor Rosmarie zu seinen Gunsten entscheiden.

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Um ca. 15:30 wurden dann die Rollen getauscht. Wer sich vorher auf der Tribüne aufs Rundenzählen und Strichemachen konzentrieren musste durfte nun getrost selbst aufs Rad steigen. Die Startaufstellung war rasch bezogen und dann ging es los! Das gleiche Bild wie letztes Jahr: Thomas S. machte eine horrende Pace. Jürg B., ich und Walter B. gelang es vorerst, im Windschatten mitzufahren. Mein Tacho zeigte 60 km/h als ich merkte, dass Walter abreissen lassen musste und auch Jürg schien Mühe zu haben. Statt aber durchzuziehen, änderte Thomas nun die Taktik: Er fuhr die Kurven ganz am oberen Rand. Dadurch gelang es Jürg wieder aufzuschliessen. 060422_08
Ich versuchte möglichst Thomas' Linie zu fahren, was mir aber nicht besonders gut gelang. Unter uns fuhren die Ueberrundeten und da waren auch noch diese vermutlich rutschigen Reklameaufschriften auf der Strecke. Etwas entnervt begann ich auf halber Höhe, mein eigenes (hohes) Tempo zu fahren. Durch den weiteren Weg gelang es Thomas mit Jürg im Schlepptau vorerst nicht, mich zu distanzieren. Bei Rennhälfte, aber, war ich dann "plattgefahren" und musste die beiden ziehen lassen.
Thomas konnte das Tempo bis zum Schluss hochhalten, wodurch Jürg keinen entscheidenden Sprintangriff lancieren konnte. Dank einem offensichtlichen Trainingsvorsprung auf seine Konkurrenz und einer taktischen Meisterleistung kam Thomas zu einem hochverdienten Sieg. -Mit ihm wird diese Saison zu rechnen sein!


Rangliste 4000-Meter-Verfolgung

Rang Kat Name Vorname HPV Nr. Sex Rnd Zeit
hh:mm:ss.cc
Dist
[m]
V av
[km/h]
Punkte
SFBRS
1 open Birkenstock Jürg Birk Comet 7 m 12 00:04:33.65 4000 52.6 200
2 open Henry Charles Birk Comet 9 m 12 00:04:35.93 4000 52.2 180
3 open Berger Walter Merlin 6 m 12 00:04:51.31 4000 49.4 170
4 open Schott Thomas RFR 1 m 12 00:04:53:50 4000 49.1 165
5 open Ahrens Denis RFR 2 m 12 00:04:58.51 4000 48.2 160
6 open Nef Simon Birk Comet 15 m 12 00:04:59:43 4000 48.1 155
7 open Troost Arleen Birk Comet 14 m 12 00:05:02.59 4000 47.6 150
8 open Kloos Gerard Lightning F40 11 m 12 00:05:05.60 4000 47.1 146
9 open Leitsoni Viktor Nöll 8 m 12 00:05:13:19 4000 46.0 142
10 open Lesourd Marc Speculoos 10 m 12 00:05:16.02 4000 45.6 138
11 open Ducommun Frederic M5 Low Racer 18 m 12 00:05:24.34 4000 44.4 134
12 open Morin Pierre M5 Low Racer 17 m 12 00:05:37.91 4000 42.6 130
13 open Bühler Rosmarie Birk Comet 12 f 12 00:05:38.10 4000 42.6 127
14 open Perfetti Jean Claude M5 Low Racer 3 m 12 00:05:42.39 4000 42.1 124
15 open Raich Manfred Luftschwimmer 4 m 12 00:05:49.20 4000 41.2 121
16 open Henon Jean Pierre M5 C. Low Racer 16 m 12 00:05:57.58 4000 40.3 118
17 open Alder Heinz Merlin 30 m 12 00:06:02.18 4000 39.8 115
18 open Bach Wolfram Dallie Shark 5 m 12 00:06:26.65 4000 37.2 112
19 open Niederberger Luzia Nöll 21 f 12 00:06:35.42 4000 36.4 109
20 open Innocenzi Liliane Cycle Genius CGX 44 f 12 00:09:43.15 4000 24.7 106
  open Nef Simon Birk Butterfly   m 12 00:05:19.15 4000 45.1  


Rangliste Stundenrennen (und Halbstundenrennen)

Rang Kat Name Vorname HPV Nr. Sex Rnd Zeit
hh:mm:ss.cc
Dist
[m]
V av
[km/h]
Punkte
SFBRS
1 open Schott Thomas RFR 1 m 150 01:00:00.00 50000 50.0 200
2 open Birkenstock Jürg Birk Comet 7 m 150 01:00:00.00 50000 50.0 180
3 open Henry Charles Birk Comet 9 m 145 01:00:00.00 48333 48.3 170
4 open Berger Walter Merlin 6 m 142 01:00:00.00 47333 47.3 165
5 open Ahrens Denis RFR 2 m 139 01:00:00.00 46333 46.3 160
6 open Nef Simon Birk Comet 15 m 136 01:00:00.00 45333 45.3 155
7 open Lesourd Marc Speculoos 10 m 135 01:00:00.00 45000 45.0 150
8 open Leitsoni Viktor Nöll 8 m 131 01:00:00.00 43666 43.7 146
9 open Kloos Gerard Lightning F40 11 m 131 01:00:00.00 43666 43.7 142
10 open Troost Arleen Velokraft 14 m 110 01:00:00.00 36666 36.7 138
11 open Ducommun Frederic M5 Low Racer 18 m 66 00:30:00.00 22000 44.0 134
12 open Bühler Rosmarie Birk Comet 12 f 66 00:30:00.00 22000 44.0 130
13 open Morin Pierre M5 Low Racer 17 m 66 00:30:00.00 22000 44.0 127
14 open Perfetti Jean Claude M5 Low Racer 3 m 61 00:30:00.00 20333 40.7 124
15 open Alder Heinz Merlin 30 m 61 00:30:00.00 20333 40.7 121
16 open Raich Manfred Luftschwimmer 4 m 59 00:30:00.00 19666 39.3 118
17 open Henon Jean Pierre M5 C. Low Racer 16 m 59 00:30:00.00 19666 39.3 115
18 open Bach Wolfram Dallie Shark 5 m 56 00:30:00.00 18666 37.3 112
19 open Niederberger Luzia Nöll 21 f 49 00:30:00.00 16333 32.7 109
20 open Innocenzi Liliane Cycle Genius CGX 44 f 37 00:30:00.00 12333 24.7 106


spezielle Erwähnungen

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Marc Lesourd
Er ist der weitest angereiste Teilnehmer und er ist mit dem Zug gekommen. Dies hat ihn aber nicht daran gehindert, mit seinem neukonstruierten, frontgetriebenen Liegerad Speculoos ein sehr schnelles Rennen zu fahren (45km/h). Er ist übrigens auch Mitorganisator der diesjährigen HPV-WM in Allegre und freut sich über Anmeldungen. 060422_10
Denis Mario Ahrens
Fährt die wohl längste Praline der Welt, äh wollte sagen das leichteste Liegerad der Welt. Das Razz Fazz Race wiegt irgendwo um sieben Kilo. Mit einem Schnitt von 46.3 km/h auf einem unverschalten (!) wird an der WM mit ihm zu rechnen sein. 060422_11
Simon Nef
Für viele ist er der geheime Mister Liegerad Schweiz und das schon seit Jahren. Unterwegs (Hinweis an Stefan Lienhard in Aarau: diesen Link könnte man sponsern) auf seinem Birk Comet und neu jetzt auch auf seinem Birk Butterfly Dreirad macht Simon eine gute Figur. Er ist bekannt für seine Furchtlosigkeit nicht nur bei Kriterien (autsch) sondern auch auf der Bahn wie man hier sieht.


Vielen Dank

  • den Helferinnen und Helfern Jürg Zryd, Regula Birkenstock, Rolf Kislat, Wolfgang, Christian Precht, und Evelyne Kloos für ihren Einsatzes, der es uns RaceCömmlern ermöglicht, selbst mitzufahren
  • allen TeilnehmerInnen für ihr zahlreiches Erscheinen
  • IGOR und seinem Präsidenten und Rennbahnverantwortlichen, Alois Iten, der es jedes Jahr schafft, trotz polysportiver Verwendung der Anlage (z.B. als Parkplatz) für uns etwas freizuhalten
  • meiner Freundin Sabine Sonderegger für die vielen gekonnten Schnappschüsse, von denen ich einige in diesem Bericht verwendet habe
  • ...und Petrus, für die wohldosierte "Trockenzeit"

 


der Epilog

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Einmal mehr zeigte sich, dass sich solche Bahnrennen sehr gut auch für weniger geübte FahrerInnen eignen und mithelfen, das Feingefühl fürs Fahrzeug zu verbessern. Uebrigens, alle drei Stürze waren harmlos und ereigneten sich ausserhalb der Rennen. Gründe: mangelnde Kozentration, zu geringe Geschwindigkeit verbunden mit Steuerfehler und das Benutzen der Bremsen.


Aus sportlicher Sicht boten die Rennen viel Abwechslung und viele taktische Varianten. Jürg Birkenstock, neuer Schweizerrekordhalter über 4000m mit 4'33,65, war nur eine Sekunde langsamer als der Schweizermeister Elite Bahnvierer des VC Riesbach an der SM 2005 auf dieser Bahn. Das Prinzip Liegerad ist also auch hier erfolgreich und es bleibt zu überlegen, ob und wie wir nächstes Jahr eine breitere Oeffentlichkeit auf diese Veranstaltung aufmerksam machen wollen (Veranstaltungskalender Züri-Tip, Kalender Radrennbahn, etc.).

Vor uns liegt eine junge Saison mit vielen geplanten Höhepunkten, zu der ich euch alles Gute wünsche

Charly Henry (29.4.2006)


der Nachspann...

  • Warum tu' ich mir das an? (Thomas nach 4000m Verfolgung)
  • 30 Minuten sind genug; nach ein paar Runden weiss ich ja, wo ich durchfahren muss. (Rosmarie auf die Frage, ob es ihr nichts ausmache, nur 30 Min. zu fahren)
  • Wieso muss der jetzt überrunden? Jetzt wird's kompliziert mit zählen. (Rundenzähler rechts von mir, der nicht genannt werden möchte)
  • Sieht denn der Jürg in seiner Rüstung überhaupt, wo seine Konkurrenten sind? Antwort: -Nein, aber das ist auch nicht nötig, solange er Thomas nachfährt. (eine Fahrerin und ein Fahrer von jemand drittem belauscht)
  • Macht Spass hier oben? Anwort: Pfffff! (Thomas und ich beim Stundenrennen)
  • Was wiegt denn der neue Titan M5-Lowracer? Antwort von kompetenter Seite in akzentfreiem Französich: huit poing neuf gilo! darauf nachgefragt: mit oder ohne Rahmen?
  • So, jetzt hab ich's wieder für ein Jahr gesehen. (Wolfram)