Speckwegfahrt 2009 - Den Norditalienischen Seen entlang

Den Norditalienischen Seen entlang: Speckweg-Tour vom 1.-3. Mai 2009

Bei perfektem Wetter starten wir in St. Moritz. Nach dem ersten Gruppenfoto fährt die kleine Gruppe Speckwegfahrer bei klarer Luft und strahlendem Sonnenschein los. Jürg hatte die Tour ausgetüftelt und versprach uns ein verlängertes Wochenende bei schönem sonnigem Wetter. Er sollte Recht behalten, die Sonne verwöhnt uns drei Tage lang mit warmem Frühsommerwetter! 2009 SW Lago di Como

Jürg, Thomas, Imelda und Andy auf ihren Liegerädern, Daniel mit seinem superleichten Triathlon-Velo und Bernt und Claudia mit ihrem Tandem fahren vorbei an den letzten Schnee- und Eisresten zum Maloja-Pass.
Mit der steilen Abfahrt vom Maloja nach Chiavenna können wir schon mal etwa 30 von den 111 Kilometern der ersten Tagesetappe ohne all zu große Anstrengung hinter uns bringen. Noch ist also kein Speck weg - trotzdem genießen wir das erste Picknick. Imelda verwöhnt uns mit gekochten Eiern aus ihrer Wachtelzucht. Und im nächsten Straßencafé in Chiavenna genießen wir einen italienischen Espresso und jene, die keinen Speck wegfahren wollen, sogar ein erstes Gelato!

Weiter geht’s dann durchs Bergell an den Lago di Como. Unterwegs werden wir Zeugen eines 1. Mai-Fackellaufs mit viel italienischem Pathos. Der vorausfahrende Motorradfahrer hat am Rückspiegel eine rote Fahne montiert. Ihm folgt ein Auto mit Lautsprechern auf dem Dach, die einen italienischen Marsch plärren. Dahinter in leichtem Trab der Fackelträger. Er ist der einzige zu Fuß, der Rest des Begleittrosses sitzt bequem im hinterher fahrenden Minibus. Wir überholen und winken als Antwort auf das uns bereits bestens bekannte Hupen. Unsere Spezialräder scheinen den Italienern kein besonders vertrauter Anblick zu sein.

Je näher wir Lecco kommen, desto stärker nimmt der Verkehr zu, bis wir ein kurzes Stück auf einer richtungsgetrennten Schnellstraße fahren müssen. Kurz vor Lecco bekommt Daniels Pneu eine dicke Beule. Sein optimistischer Kommentar „Bis Lecco wird’s halten“ bringt ihm einige besorgte Blicke ein. Aber er behält Recht: Bis Lecco hält der Pneu.

2009 SW Schnellstrasse

Die Dusche und das feine italienische Essen an unserem ersten Etappenziel haben wir uns natürlich mehr als verdient. Müde und sicherlich auch zufrieden fallen alle ins Bett. Fast alle - Daniel wechselt erst noch seinen Pneu. Bernts Faltpneu anstelle des verbeulten hinten, den eigenen ganzen nach vorne. Na, vielleicht doch besser den Faltpneu nach vorne um ihn schnell durch einen neuen ersetzen zu können, also die ganze Übung nochmals. Aber der Faltpneu passt vorne nicht! Also nochmals den Faltpneu nach hinten, den ganzen nach vorne. Schließlich findet auch Daniel ins Bett, am nächsten Morgen erscheint er verständlicherweise als Letzter zum Frühstück.

Der zweite Tag beginnt zunächst mit einer Sightseeing-Tour durch Lecco, um einen Velomechaniker zu finden. Dort gibt es einen neuen Pneu für Daniels Velo, den er auch gleich montiert. Es bleibt die einzige Panne an diesen drei Tagen.
Auf unserer Fahrt nach Novara fahren wir zu nächst auf kleineren Straßen, nach denen wir immer wieder suchen müssen. Da wir dabei nicht so recht vom Fleck kommen, fragen wir abends schließlich einen italienischen Velofahrer nach dem Weg. Der gut trainierte Rennfahrer fährt uns voraus. Er lotst uns über Schnellstraßen, mit kleineren Straßen hält er sich gar nicht erst auf. Nichts für uns zart besaitete Schweizer und Schweizerinnen, die sich schon auf Autobahnen wähnen!

Müde und verschwitzt erreichen wir schließlich Novara. Gemütlich fahren wir durch die sehr schöne alte Innenstadt, wo wir in einer kleinen Pension unterkommen. Erneut gibt es ein feines Nachtessen mit viel Wasser, damit wir am kommenden dritten Tag wieder kräftig in die Pedale treten können.

Von Novara fahren wir nach Norden weiter zum Lago Maggiore. Die Rückfahrt dem See entlang ist kurvenreich und landschaftlich ausgesprochen reizvoll. Das denken offensichtlich auch andere, die Strandpromenaden und Cafés in den mehr oder weniger mondänen Städtchen sind gut besucht. Auch wir lassen uns die Gelegenheit nicht entgehen und machen Pause in einem der Cafés.

Von der Küstenstraße aus schauen wir uns die Isole Boromee an, einzelne vielleicht etwas zu lang. Wir verlieren uns aus den Augen. In versprengten Gruppen fahren wir auf unterschiedlichen Straßen dem See entlang. Als wir mit unserem Tandem an einer Gelateria anhalten, vor der zwei Liegeräder stehen, treffen wir Imelda und Thomas und leisten ihnen beim Eisessen Gesellschaft. Kurze Zeit später taucht auch Jürg auf, der die versprengten einzelnen Gruppen wieder zusammensucht. Per Handy erreicht er den Rest, der in einem anderen Café sitzt.

Erfrischt und erholt finden wir uns kurze Zeit später wieder. Ein Blick auf Karte und Uhr lässt einige etwas nervös werden. Der Zug um acht Uhr in Locarno soll es sein, schließlich ist der folgende Tag wieder ein Montag und damit Arbeitstag. Also nichts wie los! Daniel tritt kräftig in die Pedale und macht das Tempo, die anderen ziehen nach. Bei zeitweilig über 35km/h verlieren wir Imelda und Thomas schon bald aus den Augen. Sie wollen die Tour noch um einen weiteren Tag verlängern und haben deshalb keinen „Stalldrang“.

In diesem Tempo brettern wir also die Küstenstraße entlang, alle hintereinander im Windschatten. Als letzte verbleibende Frau und Tandem-Mitfahrerin brauche ich nach einigen Kilometern in diesem Tempo eine Pause. Bereitwillig halten die harten Männer an. Nur Daniel ist schon ein ganzes Stück weiter, aber per Handy ist auch er zu stoppen und wartet auf uns. In etwas gemässigterem Tempo fahren wir dann bis Locarno, wo wir uns voneinander verabschieden.

Jürg wartet noch auf Imelda und Thomas, wir anderen suchen unsere Züge. Der Cisalpino in Bellinzona ist zum Glück eine Ersatzkomposition mit Veloabteilen, so dass wir unsere Velos einladen können und nicht auf den nächsten Zug warten müssen. Der Protest des Kondis (Kosename für Schaffner, Red.) ist nur sanft, und so sind wir schon bald unterwegs nach Hause.

Der Speck ist weg, die Vorräte aufgegessen, wir haben viel Sonne getankt. Nach einer herrlichen und anstrengenden Tour kehren wir müde nach Hause zurück.

Claudia Mühlhäuser, CH-Aarau